Saison 1 – Gemischte Erfahrungen nach der ersten bike-wash Saison in Zürich
Für den geneigten Freizeit-Biker sind die Reinigung und Pflege des Velos eine der grossen Probleme nach jeder Ausfahrt. Während die teuren Sportgeräte auf dem Trail meist schonungslos die Unwegsamkeiten wegbügeln müssen, gilt die penible Reinigung als Ritual zur Wiedergutmachung für den harten Einsatz. Die Möglichkeiten in der Stadt sind hierfür jedoch begrenzt: Mit Eimer und Lappen ist es umständlich und dauert zu lange, die «Stützliwösch» schädigt Lager und Federelemente mehr als der Trail-Einsatz selbst und die Bewertung der Reinigung in Badewanne oder Dusche soll an dieser Stelle dem Leser selbst überlassen werden.
Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Und so war die Idee einer dedizierten bike-wash station in Zürich schnell geboren.
Es folgten ausgiebige Recherchen und Tests, bis sie gefunden war, die Velo-Waschanlage mit dem Potenzial für einen Praxistest: einfach zu bedienen, wenig Wasserverbrauch und schnell zu installieren. Mit dieser out-of-the-box Lösung in der Hinterhand und zwei interessierten Standort-Partnern stand einem Testbetrieb nichts mehr im Weg. So die Überzeugung des motivierten Gründerteams – doch es kam anders:
Die Bikesaison 2022 rückte näher und so wurde der Austausch mit den verantwortlichen Behörden intensiviert. Die Zusammenarbeit mit den Ämtern war konstruktiv, trotzdem war ein langer Atem gefragt, bis alle Unterschriften gesetzt und die Genehmigungen eingeholt waren. Die Unterstützung durch das Sportamt und die Verantwortlichen der Saalsporthalle waren eine grosse Hilfe um den richtigen Weg im Züricher Behörden-Dschungel zu finden. Bald darauf ging die erste Velo-Waschanlage in Betrieb.
Die bike-wash station im Test
Neben einem Testbetrieb an der Saalsporthalle ging die Velo-Waschanlage auch in der bewachten Velo-Station in Wetzikon in Betrieb. In der Mountainbike-Community machte das neue Angebot der bike-wash station schnell von sich Reden und die ersten Velos wurden schon bald auf Hochglanz poliert. Ein grossartiges Gefühl und Belohnung für die bisherigen Bemühungen. Schnell wurde ausserdem klar, dass entgegen konservativen Erwartungen die Nachfrage am Standort Zürich deutlich höher ist, als geplant.
Doch dann geschah etwas Unerwartetes. Nach einem hervorragenden Start blieben die Kunden weg. Es gab technische Probleme. Die Biker waren von der schlechten Leistung der Waschanlage enttäuscht - zu wenig Wasser, zu wenig Druck. Oftmals wurde gar kein Wasser durch die Anlage gepumpt und Kunden mussten mit einem schaumigen Velo die Heimreise antreten. Es folgten zahlreiche Inspektionen vor Ort, ad hoc Einsätze am Wochenende, um die Anlage behelfsmässig wieder in Gang zu bringen und letzten Endes der Tausch einzelner Komponenten der Anlage, da es hier offensichtlich unerwartete technische Probleme in der Gesamtkonstruktion gegeben hat, welche bis zum Schluss nie ganz behoben werden konnten. Die Anlage wurde immer wieder stillgelegt, um repariert zu werden, wodurch die Nutzerströme stets unterbrochen wurden.
Die Bewertungen und Rückmeldungen der verärgerten Biker waren gnadenlos und der Frust über das schlechte Reinigungsergebnis wurde mit einem Ein-Stern-Rating auf Google Maps quittiert. Insbesondere die geringe Wassermenge und der niedrige Druck der gemieteten Anlage wurde viel kritisiert. Anstelle von Applaus gab es Beschwerden und Ärger. Dagegen half auch kein zuverlässiger E-Mail-Support mit Reaktionszeiten innerhalb weniger Stunden oder die umgehende Rückerstattung der abgebuchten Kosten für die unbefriedigende Velo-Wäsche.
Es muss weitergehen:
Ein ernüchternder Moment, der das Projekt-Team moralisch herausforderte. Der Grundgedanke war zwar gut und es konnten viele Erfahrungen gesammelt werden. Aber es musste eine bessere technische Lösung für dieses weit verbreitete Bedürfnis der Bike-Wäsche geben.
Schnell wurde das Feedback von kritischen Nutzern zusammengetragen und analysiert. «Es musste eine Anlage gefunden werden, die das Velo effizient und mit gutem Ergebnis reinigen kann, ohne dass dabei das teure Bike beschädigt wird», so station b CEO, Johannes Weiss. Dabei ist vor allem auffällig, dass die Zürcher Velo-Community durchaus unterschiedliche Bedürfnisse an die Reinigungsqualität hat:
Mountainbiker reinigen das Bike schnell, oberflächlich und achten dabei weniger auf mögliche Schmutz-Rückstände am Unterrohr. Die tägliche Ölung von Kette und Federelementen fällt hingegen eher in die Kategorie «nice to have» oder wird zu Hause nachgeholt. Im Gegensatz hierzu werden Rennvelos bis ins letzte Detail geputzt, jede Speiche abgestaubt und der Sattel poliert. Schliesslich hängt das edle Stück nicht selten in der Stadtwohnung über dem Sofa.
Folglich sollte eine Bike-Waschanlagen über viele Möglichkeiten und Reinigungs-Werkzeuge verfügen, um alle Kunden glücklich zu machen: von der «Katzenwäsche» bis hin zur Veredelung des Ausstellungsstücks. Um hier die notwendige Flexibilität bieten zu können, war das Lastenheft schnell geschrieben:
Eine Düse mit einer höheren Wasser-Durchflussmenge für eine gründlichere Reinigung
Eine Bürste für den hartnäckigen und angetrockneten Schmutz
Die einfache Erreichbarkeit beider Seiten des Velos
Ein intuitives Konzept zur Bedienung der Anlage
Eine robuste und wartungsfreie Konstruktion zur Vermeidung von Ausfällen
Bewährte Konzepte aus der vergangenen Saison werden hingegen nicht angefasst: der Einsatz eines biologisch abbaubaren Reinigungsmittels zur Lösung von Verschmutzung bleibt erhalten. So wird nicht nur das Velo sauber wie am ersten Tag, sondern auch die Umwelt geschützt.
Ausserdem wird die Bezahlmethode «Pay as you use» übernommen. Die minutenweise Abrechnung der Wäsche wurde von Kunden grundsätzlich als fair eingestuft. So kostet die Reinigung eines sehr dreckigen Velos oder eine besonders gründliche Reinigung CHF 8,- pro Waschgang. Weniger anspruchsvolle Kunden hingegen schonen Ihren Geldbeutel durch kürzere Wascheinsätze.
Fazit:
Aller Anfang ist schwer – ein Schelm wer anderes behauptet. Aber die vielen positiven Rückmeldungen der Community, welche es neben aller Kritik auch gab, und die Bestätigung durch eine zufriedenstellende Nachfrage nach dem neuen Service, welche sogar in den kalten Monaten anhält, sind Grund genug, um weiterzumachen. Die Reise hat gerade erst begonnen.
Vorbereitungen auf eine neue Saison:
Hochmotiviert und mit einem verstärkten Team erfolgt nun unter Hochdruck die Vorbereitung auf die Bike Saison 2023: neue Standortpartnerschaften wurden geschlossen, ein neues Anlagenkonzept gefunden und die ersten Tests wurden geplant. Die Bike Saison 2023 kann kommen und es sind grosse Veränderungen im Gepäck. Ihr könnt gespannt sein!
Bleibt informiert und meldet euch für den Newsletter an: www.stationb.ch
Wir freuen uns sehr, dass ihr dieses dringend benötigte Angebot geschaffen habt. Ich habe gehört, dass auch in Oerlikon viele schmutzige Bikes rumfahren :-)
Grüsse
Viel Erfolg mit der neuen Anlage.